Der weibliche Zyklus

Theoretisch ist eine Frau, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß, von der ersten bis zur letzten Monatsblutung fortpflanzungsfähig: in Ausnahmefällen können das 40 Jahre sein. Fruchtbar ist sie jedoch nur immer für eine kurze Zeitspanne in jedem Zyklus. Ein Zyklus beginnt mit dem ersten Tag der Monatsblutung und endet mit dem Tag vor der nächsten. Im Allgemeinen dauert ein Zyklus 28 Tage. Manche Frauen haben jedoch auch deutlich kürzere oder längere Zyklen.

Die 1. Zyklusphase

Während der ersten Hälfte des Zyklus reift im Eierstock eine Eizelle. Die Eireifung wird von dem übergeordneten Hormon FSH (Follikelstimulierendes Hormon) gesteuert. Die Eizelle ist von einer schützenden Hülle umgeben; beide zusammen werden Follikel genannt. Der Follikel bildet selbst Hormone, die Östrogene. Unter ihrem Einfluss wird die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut und auch der Schleim im Gebärmutterhals wird flüssiger. Diese Entwicklung dauert etwa zwei Wochen (je nach Zykluslänge auch mehr oder weniger), dann wird durch die steigende Östrogenkonzentration ein zweites übergeordnetes Hormon, das LH (luteinisierendes Hormon) aktiv, das den Eisprung (Ovulation) auslöst: Der Follikel platzt, da der Innendruck der Flüssigkeit im Follikel durch Hormoneinfluss sehr stark ansteigt, und gibt die Eizelle frei. Sie wird von dem Eileiter aufgenommen und in Richtung Gebärmutter transportiert.

Dieser Weg dauert einige Tage. Die Eizelle erreicht die Gebärmutter nur, wenn sie auf ihrer Wanderung durch die Eileiter auf eine Samenzelle trifft, also befruchtet wird. Wenn dies nicht innerhalb von 24 bis 36 Stunden nach dem Eisprung geschieht, stirbt sie ab. Gesunde Spermien sind in der Regel zwei bis drei Tage (gelegentlich bis zu 5 Tage) befruchtungsfähig. Man kann also davon ausgehen, dass eine Befruchtung nur innerhalb von etwa fünf bis sechs Tagen um die Zyklusmitte möglich ist. Übrigens ist auch der Schleimpfropf, der den Muttermund verschließt, nur in dieser Zeit für die Spermien durchlässig.

Die 2. Zyklusphase

Mit dem Eisprung beginnt die zweite Zyklushälfte. Unabhängig davon, ob die Eizelle befruchtet wurde oder nicht, regt das Hormon LH die Reste des Follikels an, neben den Östrogenen noch ein zweites Hormon, das Progesteron, zu produzieren. Es heißt auch Gelbkörperhormon oder Corpus-luteum-Hormon, da sich in diesem Stadium der Follikel gelb färbt und deshalb als Gelbkörper bzw. Corpus luteum bezeichnet wird. Unter Progesteroneinfluss baut sich die Gebärmutterschleimhaut auf, denn hier soll sich die befruchtete Eizelle einnisten: Außerdem steigt die Körpertemperatur unmittelbar nach der Ovulation um einige zehntel Grad an und bleibt bis zum Zyklusende erhöht. Dieser Temperaturanstieg zeigt, dass ein Eisprung stattgefunden hat, denn nur nach einem Eisprung wird Progesteron gebildet. Wenn keine Befruchtung stattgefunden hat, stellt der Gelbkörper mit der Zeit die Produktion vor allem von Progesteron ein. Eine Schwangerschaft ist nicht eingetreten, also sind auch die Vorbereitungen dafür sinnlos geworden. Die verdickte Gebärmutterschleimhaut wird abgestoßen, und die Körpertemperatur fällt ab. Die nächste Monatsblutung setzt ein. Die nachlassende Hormonproduktion regt das übergeordnete Regulationszentrum wieder zur FSH-Abgabe an, ein neuer Zyklus beginnt.
Eine Frau ist also nur während weniger Tage im Monat fruchtbar. Diese Tatsache ist sowohl für die Verhütung als auch für die Planung einer Schwangerschaft von großer Bedeutung. Nicht in jedem Zyklus kommt es zu einem Eisprung. Ob er stattfindet, lässt sich mit einem Ovulationstest zuverlässig feststellen. Ohne Eisprung kann keine Befruchtung stattfinden. Sollte während eines Zyklus eine Befruchtung stattgefunden haben, so stellt sich der Körper der Frau erst allmählich auf die Schwangerschaft um.